Autorin

Am schönsten ist es, wenn sich die Geschichte ganz von alleine schreibt. Ich muss aufmerksam zuhören und mich beim schreiben beeilen, damit die Worte nicht wieder verloren gehen. Sei ganz entspannt. Du musst nichts tun.

Die erste Berührung mit dem Schreiben, die mich nachhaltig geprägt hat war eine Bestrafung, die mir mein Vater erteilte, nachdem ich mit einem Dartpfeil die Wohnzimmertür durchlöchert habe: Ich sollte jeden Tag eine Geschichte schreiben, da war ich 7. Es folgten persönliche Tagebücher, Gedichte und freie Texte, die mal den Alltag, mal weltfremde Sphären umfassen. Schreiben bietet für mich die besten Möglichkeiten mich zu verlieren oder im Gegenteil: mich zu sammeln. Meine Spezialitäten sind Kinderbücher und Science Fiction Comedy.

Leseprobe: Space Kabaddi – „Zwei“ (Science Fiction Comedy)

„Komm setz dich zu mir.“ bat Alvin und strich mit einer Hand über den Platz neben eses*. Captain Captain rollte mit den Augen und stöhnte genervt beim Niederknien. Sein Bauchumfang hinderte ihn daran, am Sich-auf-den-Boden-Setzen ein Gefühl von Leichtigkeit zu haben. Doch genau in dem Moment als er einen Fuß über den Rand des Steges hängen ließ und mit seinem Schuh ein paar Fiederungen des lila Getreides berührte, fühlte er sich plötzlich leicht.

(*Anmerkung der Autorin „eses“ bedeutet „sein & ihr“. Alvin ist ein geschlechtsneutrales Wesen vom Planeten XW2 42 Z und so weiter).

„Ach, was für ein herrlicher Ausblick!“ stimmte er Alvin nun zu und richtete sein Gesicht nach der Sonne aus, die riesig und goldig über ihnen hing. Alvin streckte den Arm nach unten aus und pflückte ganz sacht einen der Halme. Es raschelte. Alvin schloss alle Augen und sog mit seiner niedlichen Nase den Duft des lilafarbenen Lebenselixiers ein. Er lächelte. Dann hielt der den Halm vor Captain Captains Nase. Reflexartig zog der Captain seinen Kopf zurück. Als hielte ihm Alvin einen stinkenden Fisch vors Gesicht.

„Lass dich darauf ein.“ bat das Buddh leise.
Captain Captain streckte die Zunge raus und moserte: „Bä-bä bäbä bäh! Nur weil du es geil findest, heißt es noch lange nicht, dass ich auf deinen abgefahrenen Fetisch stehe. Denk bloß nicht, dass ich leicht zu haben bin!“ das war seltsam, aber das hatte er wirklich gesagt. Dann reckte er den Kopf nach vorne und sog die Luft ein.

„HU!“ machte er und riss die Augen auf und den Kopf in die Höhe. Wie roch das denn? Lavendel? Rosmarin? Tanne? Wie hieß das Zeug noch mal? Vanille? Brautkraut? Dem Captain fiel es nicht ein. Es war ein starker Geruch, aber gleichzeitig fein und wohlig. Ein gemütlicher Geruch. Vielleicht wie ein entspannter Nachmittag mit einem guten Freund, nach einer langen Reise, auf einem Steg an einem rauschenden Ozean voller Liebe… Der Geruch erinnerte ihn an genau diese Situation jetzt gerade. Abgefahren. Eine Erinnerung an etwas, was jetzt gerade geschah. Ein Deja Vu, nur als Geruch. Ein Deja Senti. Oder so. Alvin nahm den Zweig wieder zu sich und lächelte weiter. Mit einer Hand drückte es die Körnchen aus den Ähren in die andere flache Hand. Dort lagen schließlich acht Apfelkern große Liebeskörner. Klein aber fein. Eins davon gab er Captain Captain mit den Worten: „Hier, probier mal.“

Captain Captain, endlich neugierig geworden, warf das kleine Körnchen hoch in die Luft, legte den Kopf in den Nacken und riss den Mund auf. Das Körnchen flog in hohem Bogen über seinen Schädel, drehte sich auf dem Nullpunkt um seine eigene Achse, stand einen kurzen Moment vollkommen schwerelos und still in der Luft. Eine kurze Ewigkeit. Captain Captain schielte hinauf und berechnete die weitere Flugbahn. Er dreht seinen Kopf etwas weiter nach links. Das Körnchen beschleunigte wieder, diesmal nach unten. Die Schwerkraft half nicht unwesentlich mit und mit einem kaum hörbaren Flatschen, landete es mitten auf Captain Captains Zunge. Diverse Drüsen an Captain Captains Mundschleimhaut begannen sofort zu feiern und sprühten ihren Saft dazu. Ein Molekül osmutierte beziehungsweise durchdrang seine Schleimhaut und sendete gleichzeitig ein Signal an alle Geschmacksknospen seiner Zunge gleichzeitig: Ich bin sooo süß! Eine unbeschreibliche Süße machte sich in seinem Mund breit. Ein Zucker, den keine Raffinerie hervorbringen konnte. Ein Kristall, dessen Aufgabe es war im Herzen zu schmecken und im Gehirn zu funkeln. Eine Bombendrohung, die im gesamten Körper Alarm auslöste. Liebesalarm.

„Könnte ich bitte noch mehr probieren?“ fragte Captain Captain, als ihm das kleine Körnchen vor lauter Speichel entglitten und ihm mir nichts dir nichts die Speiseröhre hinab geglitten war. Alvin öffnete eses Drittes Auge und blickte Captain Captain grinsend an.


„Warte!“ hauchte es. Captain Captain wollte schon protestieren, doch dann breitete sich etwas in seinem Bauch aus, was er schon seit einer Million Jahre nicht mehr gespürt hatte: Schmetterlinge. Es waren DIE Schmetterlinge. Die einzige wahren. Die großen. Die lieben kleinen, kitzeligen. Die Schönen Schönen Schmetterlinge im Bauch. Captain Captain dachte, das Gefühl müsse nun für immer und ewig anhalten. Doch da war es auch schon wieder vorbei. Sein Bauch sehnte sich nach noch mehr Schmetterlingen. Alvin hielt dem Captain eses flache Hand vors Gesicht. Dort lagen sieben Körnchen. Doch bevor Captain Captain danach greifen konnte, begann Alvins Auge dahinter die Farbe zu wechseln. Das große mit wunderschönen Wimpern umkränzte glitzernde Auge änderte seine Farbe von Blau zu Grün und dann zu wissendem Dunkelrot, wie die Farbe eses Bauchbandes. Es fixierte die sieben Körnchen mit vollster Konzentration. Die Körnchen schienen plötzlich auseinander zu fließen. Doch es war keine Pfütze die entstand. Es war ein Häufchen Staub. Alvin
hatte die Körnchen zerdacht – aus den Körnern war Pulver geworden. Es atmete tief ein. Dann bildete eses Mund einen kleinen spitzigen Kreis. Als Alvin auf eses Hand blies, kam Captain Captain die Liebe seines Lebens entgegen. Und sein gesamter Kopf war umhüllt davon, steckte in einer kleinen lilafarbenen Wolke.

Lesebrobe – Das kleine blaue Abenteuer (Kinderbuch)

Bis auf das vereinzelte Quaken von Fröschen war alles still. Kein Eulengejaule, kein Eichhörnchengequieke, keine brummenden Bär*Innen oder summenden Glühwürmchen. Nur das gemütliche Plantschen der Ruder und ein leise vor sich hin singendes, vergnügtes, kleines blaues Abenteuer.

„Eine Bootsfahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt die ist schön! Ja, da kann man Abenteuer und den Papa rudern sehen! Hollahi, Hollaho…“ klang es durch die silberne Dunkelheit. Beinahe hätte sich Pina schon an die ruhige Fahrt gewöhnt, da sprang plötzlich etwas zu ihnen ins Boot. Die langbeinige Gestalt rollte eine unfassbar lange Zunge aus. Die Zunge peitschte an Pina vorbei. Schlapperdiplatsch! Und peitschte wieder an Pina vorbei, zurück in das weit geöffnete Maul des neuen Passagiers.

„Hollahiiii…“ sang es gleichzeitig auch an Pina vorbei und das kleine blaue Abenteuer verschwand singend mitsamt der langen Zunge im breiten Maul.
„Quraab,“ sagte das Maul und hüpfte mit einem kräftigen Satz wieder vom Boot ins Wasser. Platsch!
„Heeh!“ schrie Pina, „Du hast mein kleines Abenteuer verschluckt! Frosch! Komm zurück!“
Sofort rannen Pina dicke Tränen über die Wangen. Es war schon schlimm genug, dass sie vor der Eule hatten fliehen müssen, dass sie beinahe ins Wasser gestürzt war. Aber dass sie jetzt mutterseelenallein, mitten in der Nacht, ohne das kleine blaue Abenteuer in einem winzigen Ruderboot, auf einem unbekannten Teich dahin trieb, gab ihr den Rest. Sie kam sich sehr klein und sehr verloren vor.
„Abenteuer! Abenteuer!“ schluchzte sie. „Gib mir mein Abenteuer zurück, du gemeiner Frosch!“

Mit einem Ruder schlug sie auf die Wasseroberfläche ein. Das Boot kippte und schwappte und schwankte unter ihren Füßen. Da zeigten sich tatsächlich ein Paar kugelrunde Augen an der Wasseroberfläche.
„Qurab / Was willst du von mir? /“ quakte es vor Pina aus dem Wasser. Im Nu machte sich Hoffnung in ihr breit und die Tränen versiegten.
„Hey Frosch! Da bist du ja wieder!“ rief sie neuen Mutes aus.
„Qurabaab / !“ quakte der Frosch und hüpfte noch einmal zu ihr ins Boot.
„Spuck doch meinen Freund wieder aus, ja?“ bat Pina höflich und kniete sich vor den Frosch.
„Nee nee / Der füllt mir grade ganz gut den Bauch /“ antwortete der Frosch und rieb sich mit einem der Vorderbeinchen den runden Wanst.
„Hat lecker geschmeckt / wirklich lecker / Qurabaab /“
„Ach bitte, ich bin sonst ganz allein!“ bettelte Pina. Der Frosch blickte sich um.
„Nee nee / du bist nicht allein / Hörst dus nicht überall quaken?/ Und außer den 287 anderen bin ich ja auch noch da /“ stolz wölbte er seine Brust nach vorne.
„Aber ich will das kleine blaue Abenteuer wieder haben! Es ist mein Freund!“
Der Frosch beäugte Pina von unten nach oben.
„Also /“ überlegte er. „Ich kann auch dein Freund sein /“
„So ein Quatsch!“ jetzt wurde Pina langsam wütend. „Du hast doch gerade meinen allerbesten Freund einfach runter geschluckt! Du kannst niemals – NIEMALS – mein Freund werden!“
„Achso / Hm / Tja /“ der Frosch popelte sich gelangweilt mit einem Bein am Kinn. „Na dann gute Nacht noch /“ meinte er und drehte sich für seinen Sprung ins Wasser wieder von Pina weg.
„Halt! Stop!“ rief Pina. „Gibt es denn keine Möglichkeit, dass du ihn wieder ausspuckst? Du hast ihn ja nicht mal gekaut. Bestimmt gibt es etwas, das ich für dich tun kann! Im Tausch!“
Der Frosch drehte sich wieder um und musterte Pina erneut.
„Oh / allerdings, / es gibt da etwas, das du für mich tun kannst /“ Der Frosch begann sehr breit zu grinsen.
„Was ist es?“ wollte Pina ungeduldig wissen. Der Frosch schloss genüsslich die Augen.
„Hm / Komm mit mir auf den Grund des Sees / Da treffen sich alle Frösche um Mitternacht / Und dann musst du nur noch eine winzige Kleinigkeit für mich tun / Danach spucke ich dein geliebtes Federvieh wieder aus / Im Tausch /“
„Nagut!“ willigte Pina ein, ohne genau zu wissen, was sie erwartete. Alles war ihr im Augenblick lieber als allein auf diesem See durch die Nacht zu treiben. Der Frosch wollte gerade wieder losspringen, da gab Pina zu bedenken: „Warte noch mal. Ich kann unter Wasser ja gar nicht atmen!“
„Hm /“ überlegte der Frosch kurz. „Ja und?/ Ich auch nicht /“ und wollte wieder gerade los springen.
„Warte! Ich kann, glaub ich, in meinen Kleidern gar nicht schwimmen!“
„Na, dann zieh dich aus /“ gab der Frosch zurück.
„Das Wasser ist kalt, ich werde frieren und vielleicht werde ich sogar ertrinken!“
Der Frosch verdrehte die glupschigen Augen: „Meine Güte / Was ist denn mit dir los ?/ Willst du jetzt deinen Freund retten ?/ ja oder nein ?/“
Pina überlegte: „Ja, ich will das kleine Abenteuer retten, ja! Aber wenn ich tot bin, nützt es mir dann auch nichts mehr!“
Der Frosch machte ein paar genervte Sprünge auf der Stelle.
„Quaab / Quaaab / Qurabaaab /“ machte er „Also gut / Dann ruder einfach da rüber ins dichte Schilf / da treffen sich alle Frösche fünf Minuten vor Mitternacht /“
„Puh!“ erleichtert und motiviert packte Pina die Ruder an. Das Boot setzte sich wieder in Bewegung.